Der Arendsee

Der Arendsee ist ein rundlich-ovaler, buchtenloser See in der Region Altmark im Norden Sachsen-Anhalts. Mit über fünf Quadratkilometern Wasserfläche handelt es sich um den größten natürlichen See des Bundeslandes und mit rund 50 Metern zugleich um einen der tiefsten Seen Norddeutschlands. Seine Entstehung geht auf mehrere Einbrüche des Untergrundes, zuletzt noch im 17. Jahrhundert, zurück.

Lage und Ausmaße

Direkt am Südufer liegt die Stadt Arendsee; am Nordwestufer die Ortschaft Schrampe. Im weiteren Umkreis befinden sich unter anderem die Städte Salzwedel und Lüchow.  Das Gewässer hat eine Fläche von knapp 514 Hektar bei einer West-Ost-Ausdehnung von bis zu 3,3 Kilometern und einer Nord-Süd-Breite von zwei Kilometern. Die mittlere Tiefe beträgt etwa 29 Meter, im Maximum sind es rund 50 (51) Meter Tiefe. Das Profil ist als wannenartig zu charakterisieren – mit relativ steilen Randböschungen und einer sehr ausgedehnten, mehr oder weniger ebenen Tiefenzone im Bereich zwischen 40 und 50 Metern. Der Wasserspiegel befindet sich auf 23,3 m ü. NN; der tiefste Punkt des Grundes wird somit rund 27 Meter unter dem Meeresspiegel verortet. Am West-, Süd- und Ostufer fällt das Untergrundprofil seewärts recht steil ab und erreicht schon bald die Tiefenlinie von 20 Metern. Nur an der Nordseite bestehen ausgedehntere Flachwasserbereiche, so dass sich hier großflächige Röhrichte aus Schilfrohr, Schmalblättrigem Rohrkolben und Teichbinsen etablieren konnten. Die Sedimente am Seegrund setzen sich aus sogenannter Seekreide, Schlamm und Sand zusammen. Vier oberflächliche Zuflüsse sollen vorhanden sein; diese sind aber in Relation zum Seevolumen nur sehr klein. Der einzige erkennbare Abfluss ist ein schmaler, nur temporär wasserführender Stichgraben am Nordwestufer, der zum „Landgraben“ (dem späteren „Lüchower Landgraben“) führt. Auf diese – künstliche – Weise ist der eigentlich abflusslose Arendsee über die Jeetzel indirekt mit der Elbe verbunden. An die Ufer schließen sich vorwiegend Waldflächen aus Schwarzerlen, Eichen und Kiefern an, außerdem Siedlungsbereiche einschließlich zahlreicher Wochenendhausgrundstücke, im Norden auch einige landwirtschaftliche Flächen. Eine Umrundung des Sees auf einem zumeist recht ufernahen Wander- und Radweg umfasst gut zehn Kilometer Strecke.

 

Entstehung

Der Arendsee unterscheidet sich in seiner Entstehungsgeschichte von der Mehrzahl der Naturseen des norddeutschen Tieflandes, die vorwiegend eiszeitlichen Ursprungs sind. Er liegt direkt über dem „Dom“ (Diapir) eines Salzstockes. Durch das Grundwasser kam es zur Ablaugung der Salze und nachfolgend zu mehreren Einbrüchen der Steinsalzformationen und des auf dem Salz liegenden Deckgebirges. Zuletzt geschah dies noch in historischer Zeit, nachweislich in den Jahren 822 und 1685. Das Gewässer ist somit als wassergefüllter Erdfall („Seefall“) bzw. Einsturzdoline, Subrosionssee oder auch Einbruchsee einzuordnen (vergleiche beispielsweise: Rudower See) und gilt dabei neben dem Zwischenahner Meer als größtes seiner Art in Norddeutschland. Beim vorläufig letzten Einsturz im Jahr 1685 versank die Mühle des Ortes im Wasser und die Fläche des Sees soll sich schlagartig um 20 Hektar vergrößert haben. Nach dem betroffenen Müller Arend wurden See und Ort umbenannt, so behauptet es eine Sage. Allerdings gab es den Namen Arendsee bereits weit früher, er wurde schon als "Arnseo" in den Annalen des Fränkischen Reiches in Zusammenhang mit dem Einbruch im Jahr 822 erwähnt.

 

Stadt/Geschichte

1183 wurde das Kloster Arendsee gegründet, ein Benediktinerinnenkloster, das Markgraf Otto I., Sohn Albrechts des Bären, gestiftet hatte. Bis heute ist die ab 1185 entstandene romanische Klosterkirche erhalten. Die Stadtrechte erhielt Arendsee im Jahr 1457 unter Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt Arendsee mehrfach geplündert. Im Jahr 1685 versank die Mühle des Ortes bei einem erneuten Salzstockeinbruch im See. Das brachte den See zu seiner heutigen Form. Er ist der größte Einbruchssee Norddeutschlands. 1831 brannte eine im Ort seit etwa 1381 bestehende Kapelle nieder. 1881/82 wurde die heutige Sankt-Johannes-Kirche gebaut. Der Wanderprediger gustaf nagel errichtete ab 1910 das heute nur noch in Teilen erhaltene gustaf-nagel-Areal am Ufer des Arendsees. Ab 1939 wurde das 1837/38 als Gebäude der Stadtschule errichtete Haus als Rathaus Arendsee genutzt. 1942 zerstörten HJ-Marineschüler die Garten- und Tempelanlage gustaf nagels.

Zu DDR-Zeiten hatte Arendsee einen bedeutenden Tourismus aufzuweisen. Der See und seine Umgebung konnten in Maßen als Ersatz für den Ostseestrand herhalten. Zahlreiche Ferienwohnheime und ein Campingplatz dienten als Unterkünfte. Seit der Wende ist die Zahl der Tagesausflügler hoch geblieben, die Zahl der Übernachtungen jedoch stark gesunken. Das Kinderferienlager KiEZ Arendsee bietet seit DDR-Zeiten Ferienlagerangebote an.

Arendsee war der wichtigste Unterwegsbahnhof der Bahnstrecke Salzwedel–Wittenberge. Diese Strecke wurde erst 1922 eingeweiht und gehörte damit zu den letzten Nebenbahnstrecken, die in Deutschland erbaut wurden. Die Strecke ist seit 2004 stillgelegt.  Die Stadt gehörte bis zum 30. Juni 1994 zum Landkreis Osterburg. Der Ortsteil Arendsee (Altmark) hat den Status eines staatlich anerkannten Luftkurortes.